Wie ich zum Kochen kam

Grossvater mütterlicherseits war Metzger und Tante-Emma-Laden-Besitzer in Solothurn, er liebte deftige Speisen, insbesondere grosse Fleischstücke wie Braten, Entrecotes, Schnitzel, aber auch Voressen aller Arten. Mit Geflügel, Kaninchen und anderem Kleinvieh konnte er wenig anfangen:" Ich muss etwas auf der Gabel haben," war sein Slogan. Meine Grossmutter mütterlicherseits starb bei der Geburt meines Onkels als meine Mutter sechs Jahre alt war.  Grossvater nahm bald eine Witwe aus der Romandie mit zwei Kindern auf, die den Laden führte und zwei Jahre später seine Frau wurde. Früh half meine Mutter als ältestes Kind  im Haushalt mit und lernte auch bei ihrer lieben Stiefmutter gut bürgerlich kochen. Als sie später Vater heiratete, einen Weinhändler, der mit seiner Familie häufig bei guten Kunden an Sonntagen essen ging, war mein Start zu gutem Essen gegeben.

Schon in den 50-ziger Jahren fuhren wir während den Sommerferien nach Italien. Hier lernte ich die italienische Küche kennen, insbesondere Pasta, Fische aus dem Meer und Meeresfrüchte. Wir Kinder durften zum Essen auch etwas Wein (bis 15 mit etwas Wasser verdünnt)  trinken (Bild v.l. Peter, ich, Vater, Heidi, Mutter hier 1955  in Cattolica)

Als Kind hatte man bei uns ein Ämtchen zu erfüllen. Peter wählte Gartenarbeit, ich Mithilfe in der Küche inkl. Holz und Kohlen aus dem Keller zu holen, um den Kachelofen zu heizen. Heidi war für das Brot holen zuständig. Dabei sah ich gerne Mutter beim Kochen zu und bekam oft etwas zum Probieren.

Als ich als junger Mann in St.Gallen eine Wohnung suchte, lernte ich Tomi Jost kennen. Er war eben aus den USA zurück gekehrt, wo er ein grosses Hotel geleitet  und nun im neuen Achseln Quartier mehrere Wohnungen gekauft hatte. Früher war er als Koch und Schwiegersohn des berühmten Restaurant Maxim Paris tätig gewesen. Bei ihm lernte ich die französische Küche kennen und wir kochten jeweils am Freitagabend wunderbare Menus unter seiner Anleitung. Ich brachte die Weine mit.

In den achtziger Jahren übernahm ich von Hans Hurni das Präsidium des Clubs Prosper Montagné (Sektion SG, AI, AR, TG, SH und FL) (Academie suisse des gastronomes) und kam so mit den Spitzenköchen der Ostschweiz und der Schweiz in Kontakt. Ich war viel als Testesser unterwegs und suchte dabei neue Restaurants, die den hohen Ansprüchen unseres Clubs genügen konnten.

In einem Kochkurs lernte ich 5 Teilnehmer näher kennen (einen Priester, einen Zimmerreibesitzer, einen Textilfabrikdirektor, einen Architekten sowie einen Romanisten) und wir begannen im Turnus gemeinsam ausgewählte Menus zu kochen. Bald einmal fragten mich Frauen aus unserem Dorf an, ob ich Ihnen Kochkurse geben würde. In diesen Kursen, die jeweils einzelnen Themengruppen gewidmet waren wie Pasta, Fleischzubereitung, Fische & Meeresfrüchte, Terrinen und Pasteten, etc. lehrte ich nicht nur sondern lernte auch viel von den Teilnehmerinnen. Durch das Lesen von Kochbüchern, meine Bibliothek umfasst über 500 Exemplare, bildete ich mich ständig weiter.